Fachtagung am 5. April 2023 – 10:00 -15:30 Uhr im Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte
Am 5. April fand in Potsdam die Fachtagung „Innenstadt und Kultur“ statt, die MIL und MWFK im Rahmen des Brandenburger Bündnisses für lebendige Innenstädte veranstalteten. Das Bündnis begrüßte im Potsdam Museum rund 130 Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer, zu denen auch Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung, und Dr. Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, gehörten.
Bereits in den einführenden Worten durch Minister Guido Beermann, Ministerin Dr. Manja Schüle, und Anne Fellner, Erste Beigeordnete der Stadt Eberswalde und Vorstandsvorsitzende des Städteforums Brandenburg wurde die zentrale Bedeutung der vielfältigen Kulturangebote und der Kreativwirtschaft für die Innenstädte deutlich. Sie betonten die enge Zusammenarbeit zwischen den für Stadtentwicklung verantwortlichen Verwaltungen und der Kultur- und Kreativbranche. Wichtig für die Innenstädte seien nicht nur Kulturstandorte, wie Theater oder Museen, sondern auch die vielen Kreativen und Engagierten, die unter anderem durch kleine Initiativen und temporäre Aktionen eine lebenswerte Innenstadt bilden.
Drei Kernthemen wurden anschließend Fachbeiträgen vorgestellt und in Podiumsdiskussionen vertieft:
Schwerpunkt 1: Kreativwirtschaft und Kultur als Motoren der Innenstadtentwicklung
Moderation: Annett Schmidt, IHK Cottbus
Nach einer Einführung durch Brigitte Faber-Schmidt, Leiterin der Kulturabteilung im MWFK, diskutierten Claudia Muntschick (Kreatives Sachsen) Heiko Straehler-Pohl (Kunsthalle Lausitz) und Philipp Gärtner (Bunter Bahnhof) sowie Dr. Martin Müller (Stadtbad Kunstforum e.V.) auf dem Podium:
- Die Innenstadt und ihre bauliche und funktionale Entwicklung funktioniert nicht nach einem vorgefertigten Schema, sondern folgt individuellen Bedingungen vor Ort. Die besonderen Gegebenheiten, Potenziale und Herausforderungen müssen in der Innenstadtentwicklung Platz haben.
- Innovative Ideen und Projekte, die durch engagierte Initiativen getragen werden, bedürfen häufig längerer Prozesse für die Umsetzung.
- Zukünftige kulturelle Nutzer*innen sollten frühzeitig in die Planung von Gebäuden einbezogen werden. Aber auch temporäre Nutzungen und der Umbau in Eigenregie ermöglichen die niedrigschwellige Stärkung der Innenstadt als Kulturstandort. Fachliche Beratungen, baurechtliche Freiheiten und darauf ausgelegte Förderstrukturen können diese Herangehensweise unterstützen.
- Die Kreativwirtschaft braucht eine Ansprechperson bei der Stadtverwaltung. Eine resiliente Stadt bedarf auch kreativer Störfaktoren. Auch dort, wo Konflikte im Raum stehen, sollte das Gespräch im gemeinsamen Interesse an der Funktion „Kultur“ aufrechterhalten werden.
Schwerpunkt 2: Öffentliche und private Räume in der Stadt als Bühne
Moderation: Katja Melzer, Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte
Nach einer Einführung durch Stefan Bruch, Leiter der Abteilung Stadtentwicklung und Wohnen im MIL, diskutierten Erik Wolfram (Stadtverwaltung Potsdam), Udo Muszynski („Guten Morgen Eberswalde“), Maria-Magdalena Kwaschik (Kulturkombinat e.V.) und Marcus Speckin (KST Wittenberge) sowie Marius Langas („Zeuthen open streets“) auf dem Podium:
- Die Stadtverwaltung muss die Rolle als Ermöglicher von Kulturangeboten einnehmen. Eine Ansprechperson, die Genehmigungsverfahren betreut, der Vernetzung der verschiedenen Akteure dient und einen Knotenpunkt für gemeinsame Projekte bildet, kann Prozesse vereinfachen.
- Kulturangebote sind häufig als zeitlich begrenzte Veranstaltungsreihen oder temporäre Aktionen angelegt. Im Prozess werden hierbei Ideen ausprobiert und die Angebote entwickeln sich weiter.
- Freiräume und Experimentierflächen ermöglichen einen spielerischen, niedrigschwelligen Umgang mit dem öffentlichen Stadtraum. Bereits in einem kleinen Maßstab können sie einen wichtigen Begegnungsraum bilden.
- Bereits etablierte innenstädtische „Kulturräume“ sollten nach Möglichkeit erhalten werden, da Eingriffe – etwa im Zuge von Investitionen – solche Orte auch unattraktiv machen können. Neue Orte müssen möglichst gemeinsam mit Akteuren aus Kunst und Kultur geplant und umgesetzt werden.
Schwerpunkt 3: Klassische Kulturstandorte als Impulsgeber und Imagefaktor
Moderation: Dr. Heike Liebmann, Geschäftsstelle Städteforum Brandenburg
Nach einer Einführung durch Anne Fellner, Erste Beigeordnete der Stadt Eberswalde, diskutierten Anke Pätsch (Kleistmuseum Frankfurt/Oder), Arnold Bischinger (Kulturamtsleiter Landkreis Oder-Spree), Sabine Pozdorecz (Stadt Schwedt(Oder)) sowie André Nicke (Uckermärkische Bühnen Schwedt) auf dem Podium:
- Die Förderung von Kunst und Kultur ist eine zentrale Aufgabe des Staates. Die Angebote dienen dem Gemeinwohl und sollen verschiedene Bevölkerungsgruppen ansprechen. Die Förderung von Kunst und Kultur wirkt sich auch als Wirtschafts- und Tourismusförderung für die Städte und Regionen aus.
- Kunst und Kultur spielen eine wichtige Rolle für die Identifikation mit dem Wohnort. Dabei bilden Kulturstandorte einen „Verhandlungsraum“ für die Stadtgesellschaft. Herausforderungen und aktuelle Fragestellungen – etwa für den sozialen Zusammenhalt – können in diesem Rahmen frühzeitig angesprochen werden.
- Förderinstrumente sollten flexibler gestaltet werden. Eine lebendige Innenstadt entsteht nicht allein durch die perfekt sanierten Gebäude. Kreativschaffende müssen auf der anderen Seite Verständnis für die Pflichten, Abwägungserfordernisse, Verfahrensvorgaben und kapazitativen Einschränkungen der Kommunen haben, die oft zu Komplikationen und langen Prozessen führen. Etablierte Ansprechpersonen in der Stadtverwaltung können den Austausch zwischen den privaten und öffentlichen Akteuren verbessern.
- Pädagogische Angebote erleichtern den Zugang zu Kulturstandorten und führen insbesondere Kinder und Jugendliche an Kunst und Kultur heran. Ein kostenloser Eintritt und ein gastronomisches Angebot erleichtern den Zugang weiter.
Schlussworte
Für das MIL und das MWFK bekräftigten Frau Faber-Schmidt und Herr Bruch den Willen, bei der Stärkung der Innenstädte durch die Funktion „Kultur“ bzw. bei der Stärkung kultureller Nutzungen in den Innenstädten weiter zusammenzuarbeiten. Der zweite landesweite Innenstadtwettbewerb, der am 15. November 2023 vom Brandenburger Bündnis für lebendige Innenstädte ausgelobt werden wird, bietet Akteuren und Initiativen aus dem Kultursektor die Chance, mit Projekten und Aktionen sichtbarer zu werden und Impulse zu setzen für die weitere Stärkung der Innenstädte als lebendige, vielfältige und unverwechselbare Mittelpunkte unserer Städte.
Die Präsentationen finden Sie hier:
Claudia Muntschick / Kreatives Sachsen
Heiko Straehler-Pohl / Kunsthalle Lausitz