Citymanagement – Aufgaben und Herausforderungen im Dauerkrisenmodus

Fachtagung am 13. Juni 2023 – 11:00 -16:00 Uhr in Prenzlau

Die Tagung des City-Management-Verbands Ost (CMVO) zum Thema „Citymanagement- Aufgaben und Herausforderungen im Dauerkrisenmodus“ fand in den Räumlichkeiten der Wohnbau Prenzlau GmbH statt, einem wichtigen Akteur für die Innenstadtentwicklung im Mittelzentrum Prenzlau. Das Bündnis für lebendige Innenstädte Brandenburg unterstützt die Veranstaltung mit einem Sachkostenzuschuss.

Die Teilnehmenden aus mehreren Bundesländern – darunter Vertreterinnen und Vertreter aus 17 Brandenburgischen Städten – wurden von Bürgermeister Hendrik Sommer, Wohnbau-Geschäftsführer René Stüpmann und MIL-Stadtentwicklungsreferenten Hans-Joachim Stricker begrüßt.

Im ersten Fachreferat stellte Herr Reink (HDE/ Handelsverband Deutschland) aktuelle Daten zur Handelsentwicklung in den deutschen Innenstädten vor. Seit 2020 hat sich die Online-Marktdurchdringung weiter vergrößert, gleichzeitig ist ein beschleunigter Rückgang der Zahl der Einzelhandelsgeschäfte erkennbar. Der Multichannel-Handel steht quantitativ noch am Anfang, seine Bedeutung für den Ertrag der Unternehmen ist fraglich. Nachteilig für die Innenstädte ist, dass die Produktsuche durch die Verbraucher immer weniger Besuchsanlass der Innenstädte ist und dies zum Frequenzverlust beiträgt. Wie die in vielen Innenstädten erkennbare Attraktivitätslücke durch städtebauliche Maßnahmen und die Ansiedlung weiterer Frequenzbringer geschlossen werden kann, war Gegenstand einer anschließenden Diskussion mit den Tagungsteilnehmern.

Herr Stricker (MIL) stellte anschließend das Brandenburger Innenstadtbündnis vor, insbesondere die Organisation des Bündnisses, die thematischen Schwerpunkte der Arbeit und den Brandenburger Innenstadtwettbewerb, der im November 2023 zum zweiten Mal landesweit ausgelobt werden wird.

Herr Kühl (CIMA)  referierte anschließend zur Rolle der Wochenmärkte im Gefüge der Innenstadtentwicklung und ihre Funktion als Frequenzbringen in den verschiedenen Ausprägungen, z.B. auch als Abendmarkt und mit einer stärkeren Ausrichtung auf gastronomische Angebote. Die Strategien der Wochenmarktbetreiber setzten dabei auf die Qualitäts- und Frischevorteile der Waren, auf die Aspekte Nähe, Lokalität, Individualität und die gute Aufenthaltsqualität in den Innenstädten. Der Vortrag von Herrn Kühl wurde durch Praxisberichte der Brandenburger Städte Bernau (Frau Hausding), Templin (Herr Cariati) und Prenzlau (Frau Ramm) – dies im Rahmen eines mittäglichen Ortsrundgangs  – ergänzt. Die Kommunen bzw. Wochenmarktbetreiber bemühen sich um eine Steigerung des Frischeanteils am Warensortiment, um eine Einbindung lokaler stationärer Geschäfte, um eine Kombination mit Veranstaltungen in den Innenstädten. Hemmnisfaktoren in Kleinstädten sind die engen Grenzen der Rentierlichkeit und die wochentagsweise Bindung der Händler an verschiedene regionale Standorte, die Wochenendaktivitäten sehr erschwert. In der Diskussion mit den Tagungsteilnehmern wurde eine stärkere Einbeziehung der Wochenmärkte ins Stadtmarketing angeregt und eine noch weitergehende Verknüpfung zwischen der Vermarktung regionaler Produkte und Kulturevents in den Städten.

Frau Häusler (IHK Ostbrandenburg) stellte das Projekt „Heimatshoppen“ vor. An einem jährlichen Bundesweiten Aktionstag nehmen über 500 Städte teil. Die IHK Ostbrandenburg unterstützt die Kampagne durch Öffentlichkeitsarbeit und einen finanziellen Beitrag. Dieser ermöglichst in acht Städten auch vorgezogene Aktivitäten über den Aktionstag im September 2023 hinaus.

Frau Ribbeck-Lampel (BBSR) erläuterte im anschließenden Fachreferat den Durchführungsstand des Bundesprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“, welches die klassische Bund – Länder-Städtebauförderung mit einem erweiterten Förderspektrum unterstützt und in 14 Brandenburger Städten genutzt wird. Dabei werden sowohl Konzepte und Prozesse als auch investive Maßnahmen unterstützt. Der Bund bietet den Teilnahmekommunen einen regionalen Wissenstransfer an. Ob und in wie weit Erkenntnisse aus dem Programm in die Regelförderung der Städtebauförderung berücksichtigt werden, ist noch nicht absehbar.

Herr Deppe (ariadne maps) stellte ein neues Konzept zur KI-gestützten Frequenzmessung in Innenstädten vor, welches in der Stadt Prenzlau bereits angewandt wird. Hierbei wird auf Smartphone-Daten der Innenstadtbesucher zurückgegriffen.

Von Herrn Reink und Frau Liepe (CMVO) wurden die Tagungsergebnisse kurz zusammengefasst.

Die Präsentationen können über den Citymanagement-Verband-Ost angefragt werden.